Anita Klik (46) ist trittsicher und schwindelfrei. „Das ist notwendig, um als Rauchfangkehrerin zu arbeiten. Zu ihrem Job gehört es schließlich, auf alle Arten von Dächern zu steigen und in luftigen Höhen ihre Aufträge zu erledigen. Eine Pionierin ist die Mutter eines 17-jährigen Burschen auch: Der Beruf ist noch immer eine Männerdomäne.
Als erste Frau im Bezirk ist sie bald nach dem Lehrabschluss auch Meisterin geworden. Wer ihr beim Arbeiten zusieht, spürt sofort: Anita Klik liebt ihren Job.
„Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich. Ich habe mit Brandschutz, Umweltschutz und Technik zu tun und komme dabei mit vielen Menschen ins Gespräch.“
Als Rauchfangkehrerin gehört Anita Klick auch zu einer systemrelevanten Berufsgruppe, die maßgeblich zur Betriebs- und Brandsicherheit in Wohnhäusern und Betrieben beiträgt. Rauchfangkehrer:innen waren deshalb auch während der Corona-Pandemie ständig im Einsatz.
Zu ihrer Arbeit gehört nicht nur das Reinigen, Überprüfen und Kehren von Rauchfängen, Abgas- oder Lüftungsanlagen, sondern auch Beratungsgespräche bei Neu- und Umbauten sowie der Wahl und Aufstellung bzw. Kontrolle der Feuerstätten. Die dafür behördlich vorgeschriebenen Befunde und das Verfassen von technischen Berichten gehören ebenso dazu.
Das dafür benötigte Fachwissen über Öl-, Gas- und Biomasseheiztechnik und über chemische Grundstoffe und deren Brandverhalten erwarb sie sich in ihrer Ausbildung und ständigen Weiterbildung.
„Ich mag diese Vielfalt. Was ich besonders liebe, ist der Kontakt zu den Menschen - zum Beispiel, wenn ich eine Energieberatung mache. Durch die regelmäßigen Einsätze lernt man viele Menschen kennen und es baut sich ein regelrechtes Vertrauensverhältnis auf. Manchmal gibt es auch traurige Momente. Wenn plötzlich jemand anderer die Türe öffnet, weil ein langjähriger Kunde, den man schon sehr gut kannte, verstorben ist."
Den Beruf hat die Powerfrau aus Maria Enzersdorf vor 25 Jahren im zweiten Bildungsweg erlernt. Als kleines Mädchen wollte Anita Klik „irgendwas mit Tieren" machen und vielleicht mal Tierärztin werden. Als Jugendliche absolvierte sie dann eine Lehre als Friseurin, weil sie Maskenbildnerin beim ORF werden wollte. Weil das nicht geklappt hat, begann sie 1997 die Lehre zur Rauchfangkehrerin und erlernte den Beruf.
Damit war sie in der Familie nicht alleine. Denn nicht nur ihr Vater ist Rauchfangkehrermeister gewesen, auch ihre Mutter hat den Beruf erlernt und war die erste Gesellin im Bezirk.
Arbeit ist für sie mehr als nur eine bestimmte Tätigkeit: „Arbeit bedeutet für mich Selbstbestätigung und Unabhängigkeit.“
Neben ihrer Arbeit kümmert sich Anita Klik auch um den Nachwuchs und die Qualitätssicherung in ihrem Beruf. Sie ist als von der Gewerkschaft Bau-Holz (GBH) nominierte Arbeitnehmervertreterin und Beisitzerin bei den Lehrabschluss- und Meister*innen-Prüfungen.
