In der Ruhe liegt die Kraft. Diesen Eindruck gewinnt man im Gespräch mit Didem Strebinger (53). Ihr Arbeitsalltag ist voll mit Terminen. Sie ist Gleichbehandlungsbeauftragte und Betriebsrätin bei den Austrian Airlines (AUA). Im ÖGB NÖ hat sie die Funktion der Landesfrauenvorsitzenden inne. „Als Gleichbehandlungsbeauftragte der AUA bin ich die Ansprechperson für über 5.000 Mitarbeiter*innen der AUA, wenn es etwa um Gleichbehandlungsfragen in Zusammenhang mit Lohn und Gehalt, Karriereschritten, Elternteilzeitvereinbarungen und zahlreiche andere Themen geht. Viele Fragen lassen sich mit einem einfachen Telefonat oder Gespräch klären, andere benötigen manchmal mehr Zeit, weil das Problem schwieriger zu lösen ist oder ich auch vermitteln muss.“
Als stellvertretende Vorsitzende des Betriebsrats des kaufmännischen und technischen Personals wirkt Didem Strebinger zudem bei der Vertretung der Interessen ihrer Kolleginnen und Kollegen gegenüber der Geschäftsführung mit, etwa wenn es um den Abschluss von Betriebsvereinbarungen geht.
Ihr langjähriges gewerkschaftliches Engagement führte dazu, dass sie im Sommer 2022 zur Landesfrauenvorsitzenden des ÖGB Niederösterreich gewählt wurde.
In Istanbul geboren, aufgewachsen und zur Schule gegangen, hat sie im dortigen St. Georgs-Kolleg – einer österreichischen Schule – die Matura gemacht. Nach Österreich kam sie, um Betriebswirtschaftslehre zu studieren, ein Studium, das sie 1995 abschloss.
Ihre Berufskarriere startete sie als selbstständige IT-Beraterin. 1999 begann sie bei der AUA als Projektmanagerin im IT-Bereich zu arbeiten und wechselte 2001 in die Marktforschung der AUA. „Ich habe dort Datenbanken aufgebaut und damit Passagierprognosen für mögliche neue Destinationen unter anderem im osteuropäischen Raum, in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion oder im Mittleren Osten entwickelt.“ Diese Tätigkeit übte sie bis 2011 aus, als sie den Job der Gleichbehandlungsbeauftragten der Austrian Airlines übernahm.
Während ihrer Tätigkeit bei der AUA begann sich Didem Strebinger auch im Betriebsrat zu engagieren, zunächst 2002 als Ersatzmitglied im Betriebsrat, seit 2006 ist sie aktive Betriebsrätin und seit 2009 stellvertretende Betriebsratsvorsitzende. „Mich hat es immer interessiert zu gestalten, egal, ob bei der IT-Einführung von neuer Software oder als Betriebsrätin, wo ich die Zusammenarbeit im Unternehmen mitgestalten kann, oder auch in meiner Rolle als ÖGB-Landesfrauenvorsitzende, wo es um die Gestaltung der Arbeitsbedingungen und des Zusammenlebens in unserer Gesellschaft geht.“
Didem Strebinger blickt zuversichtlich in die Zukunft. „Es kommen spannende Zeiten auf uns zu. Es gibt einen Arbeitskräftemangel. Die Frauen werden auf dem Arbeitsmarkt gebraucht. Und plötzlich sind auch für Unternehmen Themen wie etwa bessere Kinderbetreuungsangebote und Arbeitszeitmodelle wichtig. Die Beschäftigten leisten dank Digitalisierung in immer kürzerer Zeit immer mehr. Doch gerade die jüngeren Generationen wollen mehr Zeit mit Familie und Freunden verbringen. Das bietet uns eine Chance, die bezahlte und unbezahlte Arbeit gerechter aufzuteilen. Nicht jeder Mann will Karriere machen, sondern auch mehr Zeit mit Kindern und Familie verbringen!“
Strebinger betont aber auch, dass die Frauenrechte und die Gleichberechtigung immer dann einen Schritt nach vorne gemacht haben, wenn die Männer das unterstützt haben, weil sie gesehen haben, dass es dann für alle besser ist.