Doris Schartner, Bezirksstellenleiterin AK Krems © Mario Scheichel, AK Niederösterreich







Erste Hilfe im Bezirk

Doris Schartner ist Leiterin der AK-Bezirksstelle in Krems.

Eine von vier Bezirksstellenleiterinnen

Lohnabrechnungen kontrollieren und ausstehende Gehälter ausrechnen: „Ohne Taschenrechner geht es nicht.“ Dieser ist neben ihrem umfangreichen Wissen und juristischen Nachschlagewerken eines der wichtigsten Werkzeuge von Doris Schartner (49), Leiterin der AK-Bezirksstelle in Krems. Sie ist eine von derzeit vier Bezirksstellenleiterinnen der AK Niederösterreich.

Für die Mutter zweier Töchter im Alter von 12 und 17 Jahren gibt es viel zu tun. Gemeinsam mit ihren sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist sie für die AK-Mitglieder im Bezirk die erste Hilfe bei arbeitsrechtlichen Problemen, sozialrechtlichen oder steuerrechtlichen Fragestellungen. Pro Jahr bedeutet das 15.000 Kontakte mit Mitgliedern und mehr als 5.000 Beratungen.

In der AK war sie eine Vorreiterin und die erste Bezirksstellenleiterin, die nach der Geburt ihrer beiden Kinder ihre Führungsposition für ein paar Jahre in Teilzeit weiter ausgeübt hat. „Egal ob Mann oder Frau. Teilzeit und Führungspositionen sind vereinbar. Es ist alles eine Sache der Planung und natürlich auch der Abstimmung mit den Kolleginnen und Kollegen.“ 

Erstberuf Tischlerin

Dass sie im Jahr 2002 einmal die Leiterin einer AK-Bezirksstelle werden würde, hätte sich Doris Schartner als Jugendliche nicht gedacht. Nach der Matura wollte sie studieren oder in einer Justizanstalt arbeiten. „Andererseits wollte ich auch immer ein Handwerk probieren. Meine Eltern haben mir dann geraten, eine Berufsorientierungsberatung aufzusuchen.“ Die Neigung zum Handwerk und zur Arbeit mit verschiedenen Werkstoffen wie Metallen oder Holz bestätigte dann auch der Berufsinteressentest. „Ich entschied mich dann für eine Lehre als Tischlerin.“ Mit Unterstützung eines AMS-Beraters fand sie dann schließlich eine Lehrstelle bei einem Tischlereibetrieb in Zöbing.

„Trotz Unterstützung des AMS war es damals Anfang der 90er-Jahre für mich als Frau gar nicht so einfach eine Lehrstelle zu finden. Viele Betriebe waren skeptisch, ob ich diesen Beruf überhaupt ausüben kann als Frau. Und in der Berufsschule war ich eine der wenigen Frauen, die eine Ausbildung zur Tischlerin machten.“ 

Erste Schritte als Interessenvertreterin

Schon während der Lehre hat sich Doris Schartner in der Gewerkschaft engagiert, war in der Berufsschule Klassensprecherin und hat sich gegenüber der Direktion für bessere Bedingungen für die Schülerinnen und Schüler eingesetzt. „In dieser Zeit habe ich  begonnen, mich für Lehrlings- und Jugendschutz zu interessieren.“ Da sie einen Maturaabschluss hatte, dauerte ihre Lehre nur zwei Jahre.

Nach der Lehre begann sie in einem Betrieb als Tischlerin zu arbeiten, bewarb sich aber nach ein paar Monaten in der AK für eine Stelle als Beraterin im Lehrlings- und Jugendschutz. Sie wurde aufgenommen, absolvierte Zusatzausbildungen und die Betriebsrät*innen-Akademie (BRAK). Gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen beriet sie Lehrlinge und Jugendliche am Telefon und intervenierte für sie auch bei den Arbeitgebern. Später wechselte Doris als Fachberaterin in die Bezirksstelle in Krems, wo sie 2002 Bezirksstellenleiterin wurde.

Zuerst Berufsausbildung, dann Kind

Doris Schartner hat in ihrer langen Karriere als Beraterin für Lehrlinge und Arbeitnehmer*innen viel Erfahrung gesammelt.  „Und ich kann nur sagen: Eine gute Arbeit zu haben, mit der man als Frau den Lebensunterhalt bestreiten kann, ist extrem wichtig. Ich kann allen Frauen nur raten, dass sie sich den Job aussuchen, der ihnen Spaß macht und gefällt und dass sie noch vor dem ersten Kind ihre Berufsausbildung abschließen.“

Darüber hinaus ist es notwendig, sich rechtzeitig um eine gute Kinderbetreuung vor allem auch außerhalb der Familie kümmern. „Das ist besonders wichtig, um Beruf und Familie besser vereinbaren können. Denn auch Großeltern können ausfallen oder krank werden und dann steht man plötzlich ohne Kinderbetreuung da.“