18. September 1909 - 14. Februar 1994
Hertha Firnberg wurde als Tochter des Gemeindearztes Josef Firnberg 1909 geboren. Nach ihrem Doktoratsstudium der Wirtschafts- und Sozialgeschichte (1936) war sie ab 1941 in einem Modeverlag tätig. Nach Kriegsende arbeitete sie ab 1946 als Assistentin und Bibliothekarin am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien. Von 1948 bis 1969 leitete sie die Abteilung Statistik der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Niederösterreich, zugleich war sie Leiterin der Studienbibliothek der niederösterreichischen Arbeiterkammer. Für eine Reihe soziologischer Untersuchungen, die während dieses Zeitraumes entstanden, erhielt Firnberg 1955 den Förderungspreis der Stadt Wien und 1959 den Theodor Körner-Preis.
1959 wurde Hertha Firnberg vom Wiener Landtag in den Bundesrat und 1963 von der SPÖ in den Nationalrat entsandt, dem sie mit einer kurzen Unterbrechung bis 1983 angehörte. Zwischen 1966 und 1981 war sie Vorsitzende des Bundesfrauenkomitees der SPÖ, ab 1967 eine der stellvertretenden Parteivorsitzenden. Im Gegensatz zu ihren Nachfolgerinnen lehnte sie ein eigenes Frauenministerium und Quotenregelungen ab.
Mit dem Amtsantritt der SPÖ-Regierung 1970 wurde Hertha Firnberg als Bundesministerin für Wissenschaft und Forschung angelobt. Sie stand dem Wissenschaftsressort bis zum 24. Mai 1983 vor. Mit der Abschaffung der Studiengebühren 1972 wurde erstmals der freie Hochschulzugang realisiert. Am folgenreichsten und umstrittensten war die Demokratisierung der universitären Entscheidungsprozesse, um durch verstärkte Transparenz Engagement und Initiative der Universitätsangehörigen zu fördern.