„Dank meiner Mutter, einer Gesundheits- und Krankenpflegerin, bin ich praktisch in Pflegeheimen und Krankenhäusern aufgewachsen. Ich bin immer gerne mit meiner Mutter in die Arbeit mitgefahren. Dort war ich als kleines Mädchen für die betagten Menschen der Star im Pflegeheimen wo meine Mutter zuerst gearbeitet hat“ sagt Irina Thaler (35), selbst Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin aus Drosendorf und seit September 2021 im Landespflegeheim in Eggenburg beschäftigt mit einem zwinkernden Auge und fügt hinzu: „Ich wollte immer das machen, was meine Mama gemacht hat.“
Wenn Irina Thaler über ihre Arbeit redet blitzt immer wieder der Stolz in ihren Augen darüber auf, was ihre Berufskolleginnen und Kollegen im ganzen Land leisten. Die Liebe zu ihrem Job liegt spürbar in der Luft als sie erzählt: „Ich mag meinen Job sehr, weil er so vielfältig ist. Es gibt die Möglichkeit am Bett mit Menschen zu arbeiten oder in der Therapie oder sich auf bestimmte Arbeitsgebiete und Bereich der Pflege spezialisieren.“ Der Job ist schön, und im Normallfall anstrengend und er ist in Österreich noch immer ein Beruf, in dem hauptsächlich Frauen arbeiten. Während der Corona Pandemie waren diese Frauen in Krankenhäusern und Pflegeheimen besonders stark belastet.
Als die Corona-Pandemie ausbrach war Irina Thaler noch im Haus der Barmherzigkeit in Horn beschäftigt. „Da hat sich für uns plötzlich vieles verändert. Man kann sich gar nicht vorstellen wie anstrengend auch die einfachsten Arbeiten in der Pflege mit Schutzanzügen und Masken sein können. Und wir mussten die Anzüge bei jeder Pflegetätigkeit tragen. Ich musste mich oft drei bis vier Mal am Tag umziehen in neue Schutzanzüge, weil ich komplett durchgeschwitzt war. Ich kann nur sagen Hut ab vor jedem Menschen, der mit Schutzanzügen arbeiten musste“, erzählt Irina Thaler.
Durch die erhöhten Anstrengungen wurden die Pflegerinnen und Pfleger schneller müde und die Konzentration ließ nach. Gleichzeitig änderten sich aber auch durch die neuen Sicherheits- und Hygienemaßnahmen die gewohnten Abläufe im Pflegeheim. „Man darf ja nicht vergessen. Für die Leute im Pflegeheim ist das praktisch ihr Zuhause. Plötzlich konnte sie niemand besuchen und gemeinsame Aktivitäten wurden ebenfalls eingeschränkt. Wir sehr oft waren die einzigen Menschen, die die Leute über einen längeren Zeitraum gesehen haben. Das war auch psychisch sehr fordernd für uns alle im Pflegebereich.“
Später als Irina Thaler schon in Eggenburg arbeitete, hat sie Corona auch erwischt. Infektionen und notwendige Quarantänemaßnahmen haben bei den Pflegekräften zusätzliche Belastungen bedeutet.
Irina Thaler hat die ersten vier Jahre ihrer Kindheit in ihrer Geburtsstadt Slavonski Brod im ehemaligen Jugoslawien, heute Kroatien. 1990 kamen ihre Eltern nach Österreich. Sie blieb bei ihrer Großmutter. Ihre Mutter arbeitete in Wien als Gesundheits- und Krankenpflegerin, ihr Vater – in seiner ehemaligen Heimat ein Diplomingenieur, arbeitete in Österreich in verschiedenen Hilfsjobs. Als 1991 Jugoslawien in einem Bürgerkrieg versank, holten Irinas Eltern sie nach Wien.
Sie besuchte die Volksschule, ein Gymnasium und auf Wunsch der Mutter in einer HBLA für Tourismusberufe. Nach ihrer Matura arbeitete sie als Rezeptionistin in einem Wiener Hotel. „Ich habe Geld gebraucht, weil ich unabhängig sein wollte. Mein Traumberuf war es aber nicht, den ich wollte unbedingt Gesundheits- und Krankenpflegerin werden!“
Sie heiratete und beschloss, im damaligen SMZ-Ost in Wien, die Gesundheits- und Krankenpflegeschule zu besuchen. Im ersten Schuljahr ihrer Ausbildung wurde die Ehe geschieden, Irina Thaler zog aus der gemeinsamen Wohnung aus und zog in ein Zimmer des Internats der Schule ein. „Ich wollte von niemanden abhängig sein und bin deshalb in dieser Zeit auch nicht zu meinen Eltern gezogen, sondern ins Internat.“ Der Zufall und eine neue Liebe sorgten dafür, dass Irina Thaler ins Waldviertel nach Drosendorf zog. Sie schloss das 1. Schuljahr ihrer Ausbildung ab und bewarb sich in der Schule im Horn, da dies näher war. Hier musste sie ein Jahr auf den Ausbildungsplatz warten und arbeitete in dieser Zeit bei der Volkshilfe NÖ als Heimhilfe, bevor sie ihre Ausbildung fortsetzte und im Jahr 2015 diplomierte. Damals war es in der Pflege noch nicht so einfach einen Job zu bekommen.
Ihre erste berufliche Station war dann in Baden, wo sie bis 2016 in einem privaten Pflegeheim arbeitete, bevor sie 2016 im Haus der Barmherzigkeit in Horn eine Stelle bekam. In dieser Zeit hat sie auch die Gewerkschaftsschule und Betriebsratsfortbildungen absolviert und seit 2021 aktiv im Betriebsrat mitgewirkt. „2021 habe ich dann für mich festgestellt ich brauche einen Tapetenwechsel und neue Perspektiven und habe mich bei der Landesgesundheitsagentur für einen Job in Eggenburg beworben, wo ich seit September 2021 im Landespflegheim tätig bin.“ Hier hat sie sich auch als mit einem Team als Betriebsrätin zur Wahl gestellt.
Unabhängigkeit war Irina Thaler immer wichtig, egal ob früher von den Eltern, oder später dann vom Partner. „Ich sage immer: Lasst euch nicht einreden, was ihr für einen Beruf machen sollt oder wieviel ihr arbeiten sollt. Ich habe mir den Job ausgesucht, den ich wollte. Und Vollzeit zu arbeiten, hat mir die Unabhängigkeit ermöglicht, mir meine eigenes Haus leisten und meinen Lebensstandard zu halten, ohne von jemand anderem abhängig zu sein.“ Was ihren Job anbelangt, da hat Irina Thaler doch noch einen kleinen Wunsch: „Ich wünsche mir mehr Männer in meinem Beruf. Das bringt mehr Diversität und definitiv mehr Spaß bei der Arbeit!“