Julia Bruckner (31) arbeitet gerne mit Kindern und sie setzt sich gerne für andere ein. Sie ist Elementarpädagogin und Betriebsratsvorsitzende-Stellvertreterin bei der Service Mensch GmbH/ Volkshilfe Niederösterreich: „Egal, ob als Pädagogin oder als Betriebsrätin: Ich wollte in meinem Leben immer für andere Menschen da sein.“
Als 2020 die Corona-Pandemie ausbrach, arbeitete die Mutter eines 8-jährigen Sohnes gerade im Volkshilfe-Kinderhaus Wieselburg ZKW. Sie war damals schon Teil des Betriebsratsteams. Für das Team gab es vor allem rund um die Kurzarbeitsvereinbarungen viel zu tun. Die Beschäftigten waren verunsichert, hatten Angst um ihre Jobs und ihre Gesundheit. Gleichzeitig gab es einen sehr großen Informationsbedarf bei den MitarbeiterInnen und eine Kurzarbeitsvereinbarung musste schnell abgeschlossen werden. „Beim ersten Lockdown war ich zuhause, hatte Zeit und bot an, die Betriebsratsvorsitzende bei dieser Herausforderung zu unterstützen.“
Julia Bruckner wurde in die Ausarbeitung der Kurzarbeitsvereinbarung eingebunden. Es waren lange Nächte. „Wir haben zum Teil bis um zwei Uhr in der Früh gearbeitet, um eine Kurzarbeitsvereinbarung abzuschließen. Ich habe dadurch viel Wissen in diesem Bereich aufgebaut. Das war sehr nützlich, denn die Kolleginnen wollten wissen, wie sich die Kurzarbeit auf ihr Gehalt, die Arbeitszeit und ihre Dienstverträge auswirkt.“
Ihr Engagement führte schlussendlich dazu, dass sie im Herbst 2020 zur zweiten Betriebsratsvorsitzenden-Stellvertreterin gewählt wurde. Seit 2021 ist sie freigestellte Betriebsrätin und vertritt als Teil des Betriebsratsteams die Anliegen der bei der Volkshilfe angestellten rund 1.600 Kolleginnen und Kollegen.
Neben Gesundheits- und Versorgungsberufen waren es vor allem die Elementarpädagoginnen und Kinderbetreuerinnen in den Kindergärten, die sichergestellt haben, dass Menschen in anderen systemrelevanten Berufen ihrer Arbeit nachgehen können – hohes Ansteckungspotenzial inklusive.
Denn in einer Kinderbetreuungs-Einrichtung ist es unmöglich, Sicherheitsabstände einzuhalten. Nasen müssen geputzt, beim Gang auf die Toilette muss geholfen und bei kleineren Kindern müssen die Windeln gewechselt werden. Hier entstand oft ein Zwiespalt zwischen der pädagogischen Tätigkeiten und dem Arbeitnehmer*innenschutz. „Die Pandemie war für unsere Teams, aber auch für Eltern eine sehr herausfordernde Zeit. Als berufstätige Mutter, deren Sohn in einem Landekindergarten in Erlauf betreut wurde, habe ich während der Pandemie die Probleme beider Seiten erlebt. Einerseits waren berufstätige Eltern auf die Betreuung angewiesen, andererseits gab es ein ständiges hin und her bei den Corona-Verordnungen und eingeschränkten Betrieb der Kinderbetreuungs-Einrichtungen.“
Dazu kam noch, dass sich aufgrund der Hygienebestimmungen die Bring- und Abholsituation geändert hat. Eltern durften die Einrichtungen nicht betreten.. „Das hat unsere Arbeit erschwert, da beispielsweise die Übergabe der Kinder nicht mehr in der Garderobe, sondern bei der Eingangstüre stattgefunden hat. Das ist eine große Herausforderung, wenn man in der Früh oder am Nachmittag Kinder alleine betreut. Das Tragen der Maske, hat die Kommunikation mit den Kleinkindern beeinträchtigt, da sie unsere Gesichtsmimik nicht erkannt haben.“ Immer wieder mussten Gruppen geschlossen werden, Kolleginnen mussten in Quarantäne.
Dazu kam, dass sich natürlich das Verhältnis zu den Eltern verändert hat. Kein Wunder, da der persönliche Kontakt auf eine Minimum reduziert werden musste. Durch Transparenz konnten oft Ängste und Sorgen der Eltern um ihre Kinder genommen werden. Sie selbst hatte keine Angst, an Corona zu erkranken: „Als Pädagogin besteht für mich immer ein Risiko, mich mit einer Infektionskrankheit anzustecken. Von der Hand-Mund-Fuß-Krankheit oder einer Magen-Darm-Infektion bis hin zu Läusen ist alles dabei.“
Traumberuf Elementarpädagogin
Schon bald wusste Julia Bruckner, dass sie mit Kindern arbeiten will. Sie besuchte die Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik in Pressbaum und maturierte 2010. Bis auf einen kurzen Ausflug als Pädagogin in einer teilstationären Einrichtung für Kinder aus schwierigen Familienverhältnissen arbeitete sie danach immer in Kindergärten. 2015 wurde sie Mutter und ging als Alleinerzieherin für zwei Jahre in Karenz. Während der Karenz lernte sie ihren Mann kennen und zog ins Mostviertel.
Nach der Karenz versuchte sie in der Region einen neuen Job zu finden, das war nicht so einfach. „Umso mehr freute es mich, als ich 2018 die Möglichkeit bekam, als Teilzeit-Karenzvertretung im Kinderhaus der Volkshilfe in St. Valentin zu arbeiten. Im Jahr darauf wechselt ich in das Kinderhaus Wieselburg ZKW. „Ich habe es geschafft, in meinem Traumberuf zu arbeiten. Übrigens so wie meine Mutter auch. Als Alleinerzieherin hat sie für mich und meine zwei Geschwister gesorgt und dann mit 42 Jahren noch ein Studium abgeschlossen. Wie man sieht: Es ist als Frau nie zu spät, seine Wünsche und Träume zu leben.“ Dennoch betont Julia, dass für sie Arbeit auch immer finanzielle Sicherheit bedeutet, damit sie sich ihr Leben selbständig finanzieren kann.