„Als junge Frau wollte ich zur Armee gehen und Sportunteroffizierin werden.“ Dass die dreißigjährige Niederländerin Linda Keizer aus Rotterdam etwas mehr als ein Jahrzehnt später ÖGB NÖ-Landessekretärin werden würde, hätte sie sich damals vermutlich nicht einmal im Traum gedacht. Sie ist die erste Frau, die die Führung der Landesorganisation des ÖGB in Niederösterreich übernommen hat.
Mit ihrem Team betreut sie Gewerkschaftsmitglieder in ganz Niederösterreich. Zehn Regionalsekretär*innen in den Außenstellen stehen in arbeits- und sozialrechtlichen, kulturellen und bildungspolitischen Fragen unter der inhaltlichen und organisatorischen Leitung von Linda Keizer. Weiters steht sie in ständigem Kontakt mit den einzelnen Fachgewerkschaften im Bundesland.
Wer mit Linda Keizer über ihre Arbeit und speziell auch die Situation der Frauen im Land spricht, der spürt ihren Kampfgeist: „Es ist wichtig, dass wir Frauen an uns glauben. Wir sollten uns von niemanden einreden lassen, dass wir etwas nicht können. Dann stehen uns alle Wege offen!“
Als Kind und Jugendliche hat Keizer Leistungssport betrieben. Sie war Turnerin und in der Leichtathletik sogar Stabhochspringerin. Ein Sport, der großen Mut erfordert. Keizer absolvierte die Ausbildung in einem der sogenannten CIOS-Institute in den Niederlanden: Das sind berufsbildende mittlere Schulen, die „Sportleiter*innen“ ausbilden. Parallel zu ihrer Ausbildung hat sie als Schwimmtrainerin gearbeitet und Zusatzausbildungen absolviert. „Sport war für mich eine Möglichkeit, mein Selbstbewusstsein zu stärken. Und gleichzeitig hat mich immer interessiert, wie es den Menschen geht, denn ich wollte immer Menschen helfen und ihre Persönlichkeit stärken - egal ob als Personaltrainerin oder Arbeitnehmervertreterin.“
Etwas mit ihrer Arbeit zu bewegen, ist für Linda Keizer sehr wichtig. „Mir geht es in meiner Arbeit darum, die Ungerechtigkeiten und Ungleichgewichte in unserer Gesellschaft und in den Betrieben zu benennen und aufzuzeigen und mich für Verbesserungen zu engagieren. Ich möchte, dass meine Arbeit einen Unterschied macht, die Welt ein Stückchen besser macht!“ Ein besonderes Anliegen sind der ÖGB NÖ Landessekretärin die Frauen in der Arbeitswelt. Da heißt es nämlich, permanent daran zu arbeiten, dass sich vorgefestigte Rollenbilder von Frauen und Männern wandeln.
Österreich lernte Linda Keizer schon bald in ihrer Jugend kennen. Als 15-Jährige arbeitete sie in den Sommermonaten als Animateurin in Zauchensee. Wegen der Liebe zog sie dann auch 2012 nach Österreich und arbeitete im Tourismus- und Freizeitbereich - etwa als Personal-Trainerin, in Hotels und Fitnessstudios. So lernte sie auch die Arbeitsbedingungen in diesem Bereich kennen. Über eine Kundin kam sie in Kontakt mit der Gewerkschaft und begann sich gewerkschaftlich bei der GPA zu engagieren. „Ich war fünf Jahre lang in der Gewerkschaft der Privatangestellten tätig und für Organisationsprojekte und Mitgliedergewinnung verantwortlich.“
2018 absolvierte sie die BRAK, die Betriebsrät*innen-Akademie der AK und wechselte 2020 in die ÖGB Landesorganisation Niederösterreich - gleich mit einer großen Aufgabe: als ÖGB-Regionalsekretärin am Flughafen Schwechat mit mehr als 20.000 Beschäftigten die gewerkschaftliche Präsenz auszubauen und die Betriebsratsarbeit zu unterstützen. Im Februar 2021 übernahm Linda Keizer zusätzlich die Funktion der Landesfrauensekretärin. Am 1. Oktober 2021 dann der vorläufige berufliche Höhepunkt: Linda Keizer wird als erste Frau als ÖGB NÖ-Landessekretärin bestellt.