Sie bringt Jung und Alt bei jedem Wetter und zu jeder Tageszeit sicher von A nach B. Vanessa Pelikan ist Buslenkerin bei der Österreichische Postbus AG. Ihr Arbeitsgerät: ein dreiachsiger, 14,5 m langer und über 20 Tonnen schwerer Doppelstock-Bus mit über 500 PS.
„Meine größten Fans sind die alten Damen! Sie sind richtig stolz darauf, dass eine Frau den Bus lenkt, und feiern das richtig ab.“
Von mehr als 3.200 Buslenker:innen bei Postbus sind derzeit rund 9 Prozent Frauen. „Als ich mich für diesen Beruf entschieden habe, war mir bewusst, dass in meinem Job überwiegend Männer arbeiten. Aber das war mir egal. Denn mein Motto war immer, dass mein Beruf mir Spaß machen muss und ich den Beruf wähle, den ich will“, erklärt die 29-Jährige aus Schöngraben.
Und dass der Job ihr gefällt, merkt man schon alleine daran, wie sie über ihren Arbeitsalltag spricht: „Als Springerin fahre ich viel im Wein- und Waldviertel sowie regelmäßig nach St. Pölten. Da kommen schnell 300 bis 400 km täglich zusammen. Dabei sehe ich die schöne Landschaft, viele Orte und viele Gesichter. Am schönsten sind für mich die Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge, die ich in meinem Dienst erlebe.“
Viele ihrer Fahrgäste kennt sie schon persönlich: „Wenn sie einmal zur gewohnten Zeit bei einer Haltestelle nicht einsteigen, denke ich mir manchmal, hoffentlich ist nix passiert.“
Bevor Vanessa Pelikan Buslenkerin wurde, arbeitete die gebürtige Wienerin nach ihrer Ausbildung zur Kinderbetreuerin in einem Kindergarten. Mit 21 Jahren wechselte sie zum ÖBB-Konzern, wo sie als Reinigungskraft arbeitete. „Nach fünf Jahren wollte ich etwas Neues machen. Ursprünglich wollte ich Lokführerin werden und die Ausbildung in Wien machen. Da ich zwischenzeitlich der Liebe wegen nach Niederösterreich gezogen bin, beschloss ich im April 2019, stattdessen den Busführerschein zu machen und mich für eine Stelle als Postbuslenkerin in Horn zu bewerben."
Seit Herbst 2019 sorgt Vanessa Pelikan dafür, das Pendler:innen, Schüler:innen und alle, die mit ihrem Bus fahren, sicher und entspannt befördert werden. Das ist nicht immer so einfach und bedeutet viel Verantwortung für die in der Regel mehr als 50 Fahrgäste im Bus – besonders in den Stoßzeiten, wenn auch viele Schulkinder im Bus sind. „Im Verkehr gibt es oft herausfordernde Situationen. Einmal am Tag muss ich auf jeden Fall hupen.“
Als Vanessa Pelikan beschloss, Buslenkerin zu werden, gab es in ihrem Freundeskreis ein wenig Skepsis, vor allem bei ihren Freundinnen. Wenn bei ihren Kollegen eine Skepsis da gewesen sein sollte, dann ist sie auf jeden Fall schnell verflogen: „Klar haben die Kollegen am Anfang geschaut und sich gefragt, wie diese Person so ist. Aber da gab es keinen Unterschied zu den Männern. Die Kollegen waren offen, hilfsbereit, haben mich so akzeptiert, wie ich bin, und haben mir bei den Einschulungen sehr geholfen, mich schnell zurechtzufinden.“
Vanessa Pelikan ist in einem Beruf angekommen, der noch immer eine Männerdomäne ist: „Ich fühle mich wohl und kann allen Frauen deshalb nur raten: Traut euch, Männerberufe auszuüben, seid selbstbewusst – und vor allem nicht auf den Mund gefallen!“